Als ihr das 50-Seelen-Dorf betretet, ist es bereits fast Mittag und für die Jahreszeit zu heiß. Ihr seid früh aufgestanden, dann ihr wollt euer Ziel noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Da euch ein ziemlicher Heldenhunger quält und ihr eure Vorräte schonen wollt, geht ihr in die einzige Kneipe im Dorf.
Die Helden bestellen sich ein einfaches, aber gutes Mittagessen. Als sie fertig sind, hören sie außerhalb der Kneipe Tumult und Lärm. Entweder stehen die Helden von selbst auf und sehen nach, was draußen vor sich geht (nachdem sie bezahlt haben!), oder ein paar Bauern kommen nach ungefähr 3 Minuten herein und holen alle Helden ins Freie, damit "Bruder Toritautas sie sehen könne."
Falls sie die Vorgeschichte langweilig finden, können sie ja die Helden direkt in die Arme von Bruder Toritautas und der aufgebrachten Menge laufen lassen. Oder sie finden einen eigenen Beginn, der besser in das Spielgschehen paßt...
Bei Bruder Toritautas handelt es sich um einen etwa 40jährigen Mann, der früher Laienprediger der Hesinde war. Er wandte sich aber aus Enttäuschung, weil seine Gebete scheinbar nie erhört wurden (Vernichtung des Praiostempels...), und aus Neid auf die übrigen Geweihten und Zauberkundigen, die in seinen Augen zu Unrecht Wunder und Zauber wirken können, den Geißlern, fanatischen Praiosanhängern zu.
Um zu beweisen, daß er wirklich in den Orden "Bannstrahl Praios'", wie der Orden der Geißler richtig heißt, eintreten wollt, mußte er eine alte, goldene Kette wiederfinden. Hierbei handelt es sich um ein altes Artefakt des Praios, das jedem MK, der damit gefesselt wird, in jeder SR (5 Minuten) 5 ASP entzieht und jede Anwendung von Magie verhindert.
Toritautas hat einen krankhaften Haß auf alle MK entwickelt und er weist alle Kennzeichen eines Wahnsinnigen auf. Als er unsere Heldengruppe beim Betreten des Dorfes sah, hat er den MK der Gruppe als solchen bald erkannt. Daraufhin hetzte er die Bauern auf die Helden. Die stellte für ihn kein Problem dar, da in letzter Zeit drei Kühe unter mysteriösen Umständen verendeten.
Die Helden werden also ins Freie geschleppt, wobei sie keinen Widerstand leisten sollten, da sonst Keule nicht nur Beule sondern auch Ruhe macht. Die Helden werden Toritautas vorgeführt und gegenübergestellt, er weist sofort auf den MK und schreit: "Der/Die war es. Bringt die Kette!"
Noch bevor der MK reagieren kann, ist er mit einer goldenen Kette gefesselt (sollte der MK versuchen, einen Zauber zu sprechen, um etwa zu fliehen, wird er eine böse überraschung erleben...).
Unter der Dorflinde werden Tische aufgestellt, der Gerichtssaal.
Ironischerweise wird gleichzeitig ein Scheiterhaufen errichtet (wozu bloß?). Die Helden müssen sich während der "Gerichtsverhandlung" vor den ältesten und Toritautas in den Sand knieen.
(T = Toritautas, H = Held)
T: "Wie heißt du?"
H: ... (Es spielt keine Rolle, ob der richtige Name oder ein falscher genannt wird.)
T: "Gibst du zu, drei Rinder durch betreiben von verdammungswürdiger Schwarzmagie getötet zu haben?"
Nun gibt es zwei Möglichkeiten für die Helden zu antworten.
Wehrt sich einer der Helden (oder gar mehrere), so werden sie ebenfalls gefesselt oder bewußtlos geschlagen.
Nachdem die "Verhandlung" zu Ende ist, ist auch bereits der Scheiterhaufen fertiggestellt (das Holz scheint schon vorbereitet gewesen zu sein.). Die Helden und der MK werden zum 30 Schritt neben der Linde stehenden Scheiterhaufen geführt und der verurteilte MK wird an den Pfosten, der den Mittelpunkt des Holzstoßes bildet, gebunden. Dies geschieht natürlich nicht bei völliger Ruhe, sondern die Dorfbewohner schreien, kreischen, fluchen und vielleicht fliegen sogar ein paar Steine.
Nachdem der MK an den Stamm gebunden wurde, wir es auf einen Wink Toritautas' totenstill. Er tritt mit einer Fackel in der Hand langsam auf den Scheiterhaufen zu, jetzt wären möglicherweise ein paar fanatische Worte angebracht, aber absolute Ruhe kann noch bedrückender sein.
Plötzlich steht eine Frau zwischen Toritautas und dem Scheiterhaufen. Sie ist euch bisher noch nicht aufgefallen, was euch aber sehr erstaunt, denn sie ist von atemberaubender Schönheit. Sie besitzt langes, tiefschwarzes Haar, dunkle, große Augen, die etwas elfisches Blut vermuten lassen könnten und sie ist von solcher Anmut und dennoch von solcher Bestimmtheit in ihren Bewegungen, wie ihr es noch nie zuvor gesehen habt.
Allein steht sie gegen Toritautas und die Dorfbewohner. Die Menge hält den Atem an, Toritautas steht plötzlich still und starrt sie mit offenem Mund an.
Und dann erhebt sie ihre Stimme. Sie klingt wie eine Nachtigall oder wie ein silbernes Glöckchen in euren Ohren, aber das liegt wohl daran, daß sie auf euch wie ein Seil auf einen Ertrinkenden wirkt.
"Halt, ihr wißt nicht was ihr tut!", beginnt sie. "Wer von euch kann beweisen, daß diese Gefährten am Tod der Rinder schuld sind?"
Sie geht auf den sichtlich erschreckten Toritautas zu. "Ich weiß,
daß du, Toritautas, gefallener Prediger der Hesinde, diese Rinder
vergiftet hast, um dich ein weiteres Mal an Hesindes Kindern grausam zu
rächen."
(Hier kann die Erläuterung noch etwas präzisiert werden, siehe
Meisterinfos oben)
Die Frau wendet sich zur Menge. "Die goldene Kette, ein Kultgegenstand des Praios, darf nicht wegen der Rachsucht eines Wahnsinnigen entweiht werden."
Kaum hat sie geendet, ertönt hinter ihr ein Schrei: Toritautas. Sie fährt herum und auch ihr könnt eine Schlange davonkriechen sehen. Toritautas hält sich verkrampft den Fuß, aber deutlich kann man zwei Blutstropfen erkennen, an der Stelle, an der ihn die Schlange mit ihren Giftzähnen gebissen hat. Wenige Augenblicke darauf fällt er nahezu geräuschlos zu Boden.
Leise spricht die Frau, mehr zu sich selbst als zu den Umstehenden: "Bei der Göttin, Hesinde selbst hat ihn zu sich gerufen."
Dann er hebt sie abermals ihre Stimme in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet: "Begrabt ihn, wie es sich für einen Priester gehört!"
Nun wendet sie sich dem MK zu, befreit ihn von seinen Fesseln, die Kette nimmt sie an sich und wendet sich dann allen Helden zu. "Ich hoffe, der heutige Tag war euch allen eine Lehre: denn durch den Mißbrauch von Hesindes Gaben kommen alle Magiekundigen in Verruf, sodaß Dinge, wie sie heute beinahe geschehen wären, möglich werden."
Sie wendet sich von euch ab, ohne daß ihr noch Gelegenheit erhaltet, etwas zu fragen. Verdattert und regungslos steht ihr da und seid überglücklich (vor allem einer!), dieses schreckliche Erlebnis der völligen Hilflosigkeit heil überstanden zu haben.
Bald schon wollt ihr aufbrechen, aber die Dorfbewohner halten ein großes Fest, um sich bei euch zu entschuldigen. Am nächsten Morgen brecht ihr endgültig auf, nicht ohne euch nochmals viele Entschuldigungen anhören zu müssen...
Wenn Sie wollen, können die Helden in Gareth das Gerücht hören, daß angeblich ein neues Praiosartefakt aufgetaucht sein soll. Mehr als ein Gerücht sollte es aber nicht werden...
Für den MK 50 AP und für die übrigen Helden je 20 AP. Für gutes Rollenspiel können nocheinmal 20 AP verteilt werden.